Erste Tage auf Sal
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Ankunft in Sal
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5 Jahre sind seit meiner ersten Reise auf die Kapverden 1999 vergangen. Seit dem hat sich auf Kap Verde viel verändert, so dass einiges was im Reisebericht beschrieben ist, heute veraltet ist: Nach Santo Antão überzusetzen ist kein Abenteuer mehr, da es eine große und moderne Autofähre gibt. Die Straße in der Ribeira Grande ist gut ausgebaut und der internationale Flughafen bei Praia steht in den Startlöchern. Auch ist es an einigen Orten nicht mehr ganz so ruhig, was die Menge an Touristen angeht. So ließen sich etliche Veränderungen aufzählen.
Wegen all dieser Veränderungen ist es an der Zeit einen aktualisierten Reisebericht zu veröffentlichen, den ich nach und nach hier veröffentlichen werde. Im November 2005 war ich für 4 Wochen auf 6 verschiedenen Inseln zum fotografieren und um Wanderwege für eine Fogo Wanderkarte aufzunehmen.
Pension Les Alizés
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November 2004. Mein Reisebegleiter Peter und ich hatten bei Verwandten in München in der Nähe des Flughafens übernachten können. Unser TACV-Flug nach Sal hatte eine Stunde Verspätung, was sich als typisch für unsere TACV-Flüge auf dieser Reise erwies. Ansonsten verläuft die Anreise recht ruhig und planmäßig. Wir haben gute Sicht auf die Pyrenäen und einige der Kanarischen Inseln.
Am Aeroporto Amilcar Cabral angekommen, erwartet uns zunächst eine lange Schlange beim Zoll. Dann nochmals beim Bankschalter, wo wir unsere Euros in die Landeswährung Escudo umtauschen.
Mit einem Taxi fahren wir dann in den touristisch bedeutsamsten Ort der Kapverdischen Inseln, Santa Maria. Unsere Unterkunft ist das "Les Alizés", eine nette kleine Pension unter französischer Leitung und relativ zentral im kleinen Ort gelegen.
Um uns langsam in die fremde Kultur einzugewöhnen, gehen wir zum Abendessen ins "Turi Fogo", einem netten Fischlokal am Ortsrand unter deutscher Leitung.
Der Chef des Hauses zeigt uns persönlich die "Speisekarte" in Form der tagsüber gefangenen Fische. Wir fühlten uns so wohl und der Fisch war so gut (Empfehlenswert: Brasse und Haifisch), dass wir an unserem dritten und letzten Abend auf Sal nochmals ins Turi Fogo gehen.
Costa da Fragata und Salinen bei Santa Maria
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Natürliches Planschbecken
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Wir haben nur zwei volle Tage auf Sal. Diese wollen wir nutzen, um uns langsam einzuwandern. Als erstes versuchen wir eine Wanderung, die im DuMont Wanderführer empfohlen wird (Tour 1). Ausgehend von Santa Maria laufen wir in östlicher Richtung los. Der Ort ist eine Mischung aus hübschen, bunten und wenig attraktiven, unfertigen Häusern. Der Strand wird zunehmend steiniger. Nach einer Strandbucht, die überwiegend von Surfern genutzt wird, folgt zunächst nur noch eine unschöne Steinküste. Eine Staubpiste windet sich durch eine wenig verheißungsvolle und öde Wüstenlandschaft. Wir folgen der Piste.
Angler mit Serra Negra im Hintergrund
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Obwohl es zunächst nicht so aussah, bietet der Weg aufmerksamen Beobachtern immer wieder kleine Überraschungen. Wir kommen zunächst an einem natürlichen Planschbecken vorbei, in dem ein paar kapverdianische Kinder spielen. Wir schauen dem fröhlichen Treiben ein wenig zu.
Als nächstes sehen wir einen einheimischen Angler mit seinem Hund zu, wie er geschickt ein paar kleinere Fische aus der rauhen See holt. Wir entdecken ein versunkenes Schiffsteil in einer Felsbucht, einen großen toten Krebs, Muscheln und Seeigel und einen schön gelegenen Grillplatz. Hinter dem Grillplatz liegt der Sandstrand "Costa da Fragata", der aber wegen der rauen See nicht zum Baden geeignet scheint.
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Landschaft im Südosten von Sal
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Das Landschaftsbild verändert sich je weiter wir gehen. Von der Steinwüste kamen wir in eine Sandwüste mit etwas Gestrüpp, dass bevorzugt als grüne Farbtupfer auf kleinen Sandhügeln wächst. An einigen dieser Hügel finden wir ausgetrocknete Überreste von Meeresschildkröten, die anscheinend hierher kommen um zu sterben. Das Gebiet heißt deshalb auch "Cemitério de Tartarugas".
Gemäß dem DuMont Wanderführer sollte irgendwann ein Betonpfeiler kommen, an dem man dann ins Landesinnere abbiegen soll. Da wir das Gefühl haben, diesen übersehen zu haben, laufen wir querfeldein, auf der Suche nach den alten Salinen. Wie sich später herausstellt, sind wir doch etwas zu früh abgebogen. Die Salinen sind aber kaum zu verfehlen, da sie sich doch über eine recht große Fläche erstrecken. Am Rand der Saline befinden sich einige Tümpel, die in verschiedenen Farben schillern.
Salinen bei Santa Maria
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Die Salinen selbst bieten interessante Formen und Farbspiele. Es gibt riesige weiße Flächen, die wie Schneefelder wirken, blaue Salzlachen, in den sich aufgehäufte Salzkegel spiegeln (mein Lieblingsmotiv), bizarr zerbrochene Flächen und ordentlich aneinander gereihte Salzpfannen.
Durch die Salinen führen mehrere Wege gleich einem Labyrinth. Nur wenige Ausflügler und Einheimische kommen uns entgegen. In der Ferne sieht man Santa Maria am Horizont. Eine Staubpiste führt geradewegs auf den Ort zu. Vor dem Ort kommen wir an Slums mit Wellblechhütten und stinkenden Abfallfeldern vorbei. Wir sehen dies als Erinnerung daran, dass wir uns in einem Dritte-Welt-Land befinden und dass es hier Menschen gibt, denen es materiell leider nicht so gut geht, wie uns.
Am Nachmittag schauen wir noch dem regen Treiben der Kapverdianischen Jugendlichen am Strand zu.
Ponta Preta und Regen
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Kite Surfer bei Ponta Preta
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An unserem zweiten Tag auf Sal mieten wir uns Mountainbikes beim Fahrradverleih direkt unterhalb unserer Pension. Nun, der Zustand der Räder entspricht milde ausgedrückt nicht gerade europäischen Standards. Zum Glück ist die Insel relativ flach...
Wir erkunden zunächst die Seite mit den ganzen Hotels, von wo aus die Straße weiter zu einen Neubaugebiet führt. Dort wird an weiteren recht groß wirkenden Hotelanlagen gebaut. Dann verlassen wir die Straße auf Staubpisten und querfeldein um zur Ponta Preta zu gelangen.
Surfer bei Ponta Preta
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An der Ponta Preta herrscht reges Treiben. Ein kleine Gruppe von Kite Surfern lässt sich etwas südlich der Ponta Preta von dem starken Wind durch die Wellen ziehen.
Die Ponta Preta beginnt am Ende des Sandstrandes und ist eine steinige kleine Landzunge wo bei unruhigem Wetter größere Wellen entstehen. Hier wurden angeblich schon Weltmeisterschaften im Surfen ausgetragen. Da ein kleines Unwetter heranzieht, sind die Wellen schätzungsweise 5 Meter hoch, als wir und noch etliche weitere Neugierige circa 5 Wellenreitern zusehen. (Hinweis: Als ich im Mai 2001 schon einmal an der Ponta Preta war, war jahreszeitlich bedingt nichts los).
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Fischrestaurant Turi Fogo am Ortsrand von Santa Maria
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Dunkle Wolken zogen auf. Aber da ich davon ausging, dass es auf Sal normalerweise so gut wie nie regnet, fuhren wir mit den Rädern dummerweise noch weiter Richtung Norden. Nachdem wir viel zu spät umdrehen, kommen wir bis auf die Knochen durchnäßt wieder in Santa Maria an. Da es normalerweise auf Sal tatsächlich nicht regnet, ist auch die Bauweise der Häuser nicht auf Regen abgestimmt: Durch das Dach tropft es in unser Zimmer, alles wird naß und klamm. Zum Glück war es trotz November nicht kalt. Aber jedesmal, wenn wir unsere nassen Kleidungsstücke zum trocknen nach draußen hängen wollen, fängt es erneut zu regnen an. Es kommt uns schon vor wie ein schlechter "running gag", dass wir unsere nassen Kleidungsstücke erst nach fast einer Woche trocken bekommen. So entsteht bei Peter wohl der normalerweise überhaupt nicht zutreffende Eindruck, dass es auf den Kapverden viel zu viel regnet...
Das Abendessen im Turi Fogo muntert uns ein wenig wieder auf. So sind wir am nächsten Tag trotz trüben Wetters bereit weiter nach São Vicente zu fliegen, wo wir bereits von Pitt Reitmaier erwartet werden. Aber dazu mehr auf der nächsten Seite.
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